„Altersarmut ist weiblich. Die aktuellen Teuerungen in allen Bereichen verschärfen diese Problematik zusehends“,
so SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Nationalrätin Petra Oberrauner und Frauen-Landesrätin Sara Schaar anlässlich des Equal Pension Day, der dieses Jahr österreichweit auf den 4. August und in Kärnten auf den 8. August fällt. Der Gender Pension Day ist jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende bekommen werden.
Die Durchschnittspension von Männern in Kärnten liegt bei 2.050 Euro, jene von Frauen bei 1.237 Euro. Dies ergibt einen Gender Pension Gap, eine geschlechtsspezifische Pensionslücke, von 39,7 Prozent (Österreich: 40,5 %). Datenbasis bilden alle Alterspensionen mit Stand Dezember 2022. Ein Vergleich: 2015 lag der Gender Pension Gap in Kärnten bei 41,1 Prozent, 2018 bei 41,04 Prozent und im Vorjahr bei 40 Prozent. Der Gender Pension Gap schließt sich – ebenso wie der Gender Pay Gap (geschlechtsspezifisches Lohngefälle) – nur äußerst langsam. Immerhin: Von 2015 bis 2023 sind die durchschnittlichen Alterspensionen von Frauen um rund 24 Prozent gestiegen, jene von Männern um knapp 19 Prozent.
Im Österreich-Vergleich liegt Kärnten hinter Wien auf dem zweiten Platz, in Wien fällt der Equal Pension Day auf den 13. September. Der früheste Equal Pension Day findet in Vorarlberg statt, wo auch die Frauenpensionen in absoluten Zahlen die niedrigsten sind (1.123 Euro): am 11. Juli.
Die Hauptgründe für die sich nur extrem langsam schließende Pensionsschere: geringere Erwerbseinkommen von Frauen wegen schlechterer Bezahlung; lange Teilzeit-Phasen aufgrund von Betreuungsverpflichtungen, welche das spätere Pensionseinkommen enorm belasten.
„Es geht in erster Linie darum, Frauen überhaupt erst die Möglichkeit zu geben, einer Vollzeitarbeit nachzugehen und so im Alter eine höhere Pension zu beziehen“,
so Oberrauner und Schaar. In diesem Zusammenhang sei eine flächendeckende, ganztägige, kostenlose Kinderbetreuung mit Rechtsanspruch von großer Bedeutung, um Frauen echte Wahlfreiheit zu ermöglichen.
„Kärnten nimmt hierbei mit dem neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz und dem Kärntner Kinderstipendium eine Vorreiterrolle ein“,
sagt Schaar. Gemeinsam mit Oberrauner appelliert sie an die Bundesregierung:
„Betreuungsbedingte Erwerbsunterbrechungen dürfen nicht länger die Pensionshöhe benachteiligen, Frauen verdienen eine volle Anrechnung der Karenzzeiten bzw. eine höhere Bewertung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten.“
Schaar verweist in diesem Zusammenhang auf den einstimmigen Beschluss in der Konferenz der Landesfrauenreferent:innen aus dem Jahr 2020, die Bundesregierung möge für die Berechnung der Pensionshöhe die volle Anrechnung von Kindererziehungszeiten heranziehen. Dem derzeitigen Plan der Bundesregierung, die Karenzzeit für Mütter zu kürzen, wenn Väter nicht in Babykarenz gehen, erteilen Oberrauner und Schaar eine Absage:
„Eine Reduktion der Karenzzeit kommt für uns nicht infrage!“
Eine gerechte Gesellschaft erkenne man daran, wie sie unbezahlte und bezahlte Arbeit fair aufteilt, so die beiden Politikerinnen. Sie sprechen sich für ein Recht auf Väterkarenz als „Halbe-Halbe-Modell“ aus. Wiederholt wird von Oberrauner und Schaar auch die langjährige Forderung nach Lohntransparenz:
„Die EU hat in diesem Jahr die Lohntransparenzrichtlinie beschlossen, die Unternehmen in der EU dazu verpflichtet, relevante Informationen offenzulegen, mit denen Arbeitnehmer:innen ihre Gehälter vergleichen und unterschiedliche Entlohnungen aufdecken können. Die Bundesregierung ist jetzt in der Pflicht, diese Richtlinie unter Einbindung der Sozialpartner:innen schnell und entsprechend der Vorlagen für Österreich umzusetzen!“
Gerade für ältere Arbeitnehmerinnen sei es schwer, Arbeit zu finden, wenn sie ihren Job verloren haben. Noch dazu wird mit 1. Jänner 2024 das derzeitige Pensionsantrittsalter von Frauen stufenweise – um jeweils sechs Monate pro Jahr – angehoben. Damit steigt auch die Gefahr, dass noch mehr Frauen als bisher von der Arbeitslosigkeit in die Pension wechseln.
„Wo bleibt das Gleichbehandlungspaket, das den Frauen als Bedingung für den Anstieg des Pensionsantrittsalters von der Bundesregierung versprochen wurde?“,
fragen sich Oberrauner und Schaar.
„Und wo bleibt der Arbeitsmarkt-Schwerpunkt für ältere Arbeitnehmer:innen?“
In Zukunft würden außerdem massive Pensionsverluste drohen, insbesondere für Pensionsantritte 2024 und 2025 – wegen stark verzögerter Teuerungsanpassungen. Für tausende Betroffene in Österreich werde es zu unhaltbaren, lebenslangen Kürzungen kommen, nur weil sie im „falschen“ Jahr das Pensionsantrittsalter erreichen. Vor allem Frauen werden davon betroffen sein, weil ihre Pensionsantritte aufgrund der stufenweisen Angleichung des Frauen-Pensionsantrittsalters in der zweiten Jahreshälfte liegen werden. Oberrauner und Schaar unisono:
„Wir nehmen diese Ungerechtigkeiten sehr ernst und werden uns intensiv dafür einsetzen, dass sich etwas ändert! Die Pensionsschere darf nicht weiter auseinandergehen, sondern muss endlich geschlossen werden!“