Vor 85 Jahren fanden in der Nacht vom 9. auf den 10. November die Novemberpogrome statt. Sie markierten den traurigen Höhepunkt einer jahrelangen, durch Sprache und Handeln hervorgerufene Radikalisierung der Bevölkerung, die schlussendlich den Boden für das Verbrechen der Konzentrationslager aufbereitet hat.
Um dem Vergessen und der Verdrängung an dieses verbrecherische Ereignis entgegenzuwirken, hielt die SJG Kärnten wie jedes Jahr am 08. November einen Stadtspaziergang und eine Mahnwache in Klagenfurt ab, um an die Opfer des Novemberpogroms und der Nazi-Diktatur zu erinnern.
In seiner Rede ging Kärntens SPÖ-Landesparteivorsitzender Landeshauptmann Peter Kaiser auf die Wichtigkeit der Erinnerungskultur und der Bereitschaft, sich täglich zum Schutz und zum Erhalt unserer friedlichen liberalen Demokratie zu engagieren, ein
„Wenn diese Mahnwache in der Vergangenheit immer unter der Losung „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ stand, so müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass diese Worte angesichts der derzeitigen Konflikte auf dieser Welt nicht nur leere Worthülsen bleiben“,
so Kaiser.
„Deshalb wird es, trotz allen Schwierigkeiten, trotz eines von Instabilität als neue Normalität mehr und mehr geprägten Lebens von uns allen, den Intellekt und den Willen all jener brauchen, die Krieg, Antisemitismus und Rassismus ablehnen, damit wir sicherstellen, dass sich dieses dunkelste Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholt. Der gerade zuletzt wiedererstarkende, abscheuliche Antisemitismus erfordert nicht nur unsere volle Aufmerksamkeit, sondern ein geschlossenes Entgegenstehen, zum Schutz unserer friedlichen, solidarischen Gemeinschaft.“
SJG-Landesvorsitzender Luca Burgstaller fand die richtigen Worte:
„Wir erleben in Europa derzeit zunehmende Entwicklungen radikaler Sprache, Hetze und Diskriminierung. Wenn Minderheiten nicht geschützt, sondern verwendet werden, um Stimmung in der Gesellschaft zu machen, in Kauf nehmend diese Minderheiten untereinander auszuspielen, dann sollte uns das hellhörig machen“,
so Burgstaller.
„Denn Hetze, Menschenverachtung, rechtsextremes Gedankengut dürfen im Europa des 21. Jahrhunderts keinen Platz haben“.
Klagenfurts Vizebürgermeister Philipp Liesnig ermahnte in seiner Rede zu geschlossenem Auftreten gegen Hass, Hetze und Rassismus.
„Wir müssen sicherstellen, dass sich die Ereignisse vom 9. und 10. November 1938 nicht mehr wiederholen. Wenn Hass und Rassismus zunehmen, dann müssen wir dem unsere Werte von Freiheit und Gleichheit entgegensetzen“,
so Liesnig.
Im Zuge des Novemberpogroms wurden tausende Geschäfte geplündert, Häuser und Synagogen niedergebrannt und Menschen misshandelt und ermordet. Auch in Kärnten, wo 1938 rund 500 Jüdinnen und Juden lebten, kam es zu Ausschreitungen. Geschäfte und Wohnhäuser sowie ihr Bethaus in der Klagenfurter Platzgasse wurden geplündert und die Einrichtung zerstört.
Die zentral von Berlin aus angeordneten Terroraktionen gegen Juden in Deutschland und Österreich markieren den Übergang von Diskriminierung und Demütigung jüdischer Bürgerinnen und Bürger hin zur ihrer systematischen Verfolgung und Vernichtung.
Neben Landeshauptmann Peter Kaiser, LAbg. Luca Burgstaller und Vizebürgermeister Philipp Liesnig befanden sich auch Stadtrat Franz Petritz, SPÖ Landesgeschäftsführer Andreas Sucher, Bezirksvorsitzende der SJG Klagenfurt Simone Singh, Bezirksvorsitzender der SJG Klagenfurt-Land Hartwig Furian sowie der Bezirksvorsitzende der SJG Wolfsberg Andreas Preiml unter den TeilnehmerInnen.