Christine Lavant & Werner Berg wahrnehmen, wie sie waren

LH Peter Kaiser, Harald Scheicher (künstlerischer Leiter des Werner Berg Museums), LHStv.in Gaby Schaunig und Bleiburgs Bgm. Stefan Visotschnig bei der Ausstellungseröffnung „Christine Lavant & Werner Berg“ in Bleiburg. Foto: LPD/Just
Es war eine schicksalhafte Liebesbeziehung, die aber auch das künstlerische Schaffen von beiden entscheidend prägte. Die Rede ist von Maler Werner Berg und Dichterin Christine Lavant. Bis zum 31. Oktober befasst sich mit ihnen eine vielseitige Ausstellung im Werner Berg Museum in Bleiburg. Eröffnet wurde „Christine Lavant & Werner Berg“ Dienstag am Abend von Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser. Im begeisterten Publikum am Hauptplatz war auch LHStv.in Gaby Schaunig. Erstmals vorgestellt wurde das Buch „Über fallenden Sternen. Der Briefwechsel“. Lavant und Berg haben sich zwischen 1950 und 1955 hunderte von Briefen geschrieben, die tiefen Einblick in ihre Träume und Hoffnungen, Aufschwünge und Abstürze geben. Herausgegeben wurde das Buch von Bergs Enkel Harald Scheicher und Brigitte Strasser. Scheicher war es auch, der die Ausstellung gestaltete.
Kaiser bezeichnete Bleiburg/Pliberk als „Kulturhauptstadt“. Kunst und Kultur seien hier zur Identität geworden.

„Hier werden Kunst und Kultur vermittelt, erfahrbar und erlebbar gemacht. Sie nehmen als Gesamtes Gestalt an und bekommen einen gesellschaftlichen Zusammenhang“,

betonte er. Daher werde hier auch im Juni ein Workshop zur Kunst- und Kulturstrategie 2030 des Landes stattfinden. Die Ausstellung über die Liebesbeziehung von Werner Berg und Christine Lavant könne zwar kein Happy End zeigen,

„man geht aber mit dem Gefühl heraus, in ihr tiefstes Inneres gehört, gelesen, geschaut zu haben“,

sagte der Landeshauptmann. Um ihre schwierige Situation zu erklären, hob er hervor, dass damals, in den 1950er-Jahren, Ehebruch noch strafbar war und Frauen noch lange danach ihren Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie beruflich tätig sein wollten.
Einen sehr emotionalen Einblick in die Ausstellung gab Harald Scheicher als künstlerischer Leiter des Werner Berg Museums. Er sagte, dass Berg und Lavant „Liebende gegen das Schicksal und gegen Normen“ waren. In der Ausstellung seien den Bildern Bergs Gedichte Lavants direkt gegenübergestellt.

„Manche von Lavants Gedichträtsel lösen sich in der Zusammenschau mit Bergs Bildern“,

so Scheicher. Er erklärte auch, warum nun die Briefe veröffentlicht werden, die sich die beiden geschrieben haben:

„Beide erkannten die Bedeutung dieser Briefe und trafen Vorkehrungen, dass sie erhalten bleiben. Beide, vor allem Christine Lavant, haben ein Recht darauf, als die Personen wahrgenommen zu werden, die sie waren.“

Scheicher erklärte weiter, dass die Gedichte Lavants erst durch die Liebesbeziehung mit Werner Berg ihre ungeheure Kraft fanden.

„Er war das Du in ihren Gedichten.“Beide waren verheiratet – während Bergs Frau die Beziehung tolerierte, drohte Lavants Ehemann immer wieder, dagegen vorzugehen. Als Lavant 1951 von Berg schwanger wurde und ein Schwangerschaftsabbruch medizinisch notwendig war, bekam die Beziehung „einen Knacks“,

wie Scheicher ausführte.

„Es verlagerte sich alles in die Briefe und sie haben sich lange nicht persönlich gesehen.“

Nach dem gescheiterten Selbstmordversuch Bergs im Jänner 1955 endete der Briefwechsel, womit Christine Lavant auch literarisch verstummte.
Museumsleiter Arthur Ottowitz sagte, dass die Ausstellung ein Konglomerat aus vielem sei, das mit Berg und Lavant zu tun habe. Das sei die Ausstellung „Hortensia – der Atem der Bronze“ im Skulpturengarten des Museums ebenso wie der Film „Wie pünktlich die Verzweiflung ist“. Im Keller des Museums gehe man auf das Theaterstück „Ich bin maßlos in allem“ von Zdravko Haderlap ein, im Shop könne man das gleichnamige Buch von Klaus Amann erwerben, aber auch das Lavant-Buch von Jenny Erpenbeck und natürlich das neue Buch über den Briefwechsel Berg-Lavant. Zu sehen ist laut Ottowitz auch ein Film aus 1967 mit dem einzigen TV-Interview mit Christine Lavant. Ihr vermutlich letztes unveröffentlichtes Gedicht aus 1973 hat die im Vorjahr verstorbene Schauspielerin Heidelinde Weis dem Museum überlassen. Berg selbst hatte es ihr geschenkt. Der Museumsleiter machte zudem auf die großflächigen Fassadengestaltungen mit Werner Berg/Christine Lavant-Motiven am Bleiburger Hauptplatz aufmerksam.
Bleiburgs Bürgermeister Stefan Visotschnig, Vizebürgermeister. Daniel Wriessnig und Kulturstadtrat Marko Trampusch dankten allen für die Ausstellung Verantwortlichen und den Sponsoren. Für diese sprachen Georg Messner von der Raiffeisen Landesbank Kärnten und Werner Pietsch von der Kelag.
Für die musikalische Umrahmung der Ausstellungseröffnung sorgten Tonč Feinig, Silvia Igerc und Museumsleiter Arthur Ottowitz. Feinig und Igerc lasen auch aus den Briefen Bergs und Lavants vor. Die Moderation erfolgte durch Raimund Grilc. Er konnte im Namen der Stiftung Werner Berg unter anderem Monika Kircher von der Kärntner Kulturstiftung, Landesamtsdirektor Dieter Platzer, Bezirkshauptmann Gert-Andre Klösch, kärnten.museum-Direktor Wolfgang Muchitsch, MMKK-Direktorin Christine Wetzlinger-Grundnig, Franz Bachhiesl von der Christine Lavant Gesellschaft und Pfarrer Ivan Oilp begrüßen. Vieles, das bei „Christine Lavant & Werner Berg“ zu sehen ist, konnte erstmals aus großen öffentlichen und privaten Sammlungen entliehen werden. Fotos, Dokumente und Beispiele von Lavants bildnerischem Schaffen werden in Zusammenarbeit mit unter anderem dem Robert Musil Literaturarchiv und der Hans Schmid Privatstiftung präsentiert.
Infos zur Ausstellung unter: wernerberg.museum