„Kärnten wird immer attraktiver und wächst“ – Das bringt laut Landeshauptmann Peter Kaiser eine brandaktuelle Studie der FH Kärnten auf den Punkt, die er heute gemeinsam mit Studienautorin Birgit Aigner-Walder und dem Leiter der strategischen Landesentwicklung, Markus Bliem, im Rahmen einer Pressekonferenz im Spiegelsaal präsentierte.
Seit Jahren wird ein verstärkter Zuzug nach Kärnten beobachtet. Grund genug für die FH Kärnten im Auftrag des Landes in einer Studie diesen Zuzug genau zu durchleuchten, die Gründe dafür zu erforschen und sie Sozialstruktur der zugezogenen Menschen zu erfassen. Bis dato war nicht klar, wer warum nach Kärnten zieht. Fazit der Studie:
„Wir können auf Grund der vorliegenden Daten und der Analysen eindeutig von einem Brain Gain in den Jahren 2011 bis 2020 nach Kärnten sprechen, also dem Zuzug von hochqualifizierten Fach- und Führungskräften, jungen Menschen und jungen Menschen mit Kindern. Denn 48 % der Zugezogenen haben eine akademische Ausbildung. Die neuen Jobmöglichkeiten, die Lebensqualität unseres Landes und die Kinderbildung und -betreuung sind Anziehungspunkte für gut ausgebildete Personen. Diese sind wiederum ein Standortfaktor und stärken unseren Wirtschaftsraum“,
fasste Kaiser zusammen. Damit seien auch mit der strategischen Landesentwicklung und des Standortmarketings die richtigen Schritte gesetzt worden, denn
„Kärnten wurde dadurch sowohl in anderen Bundesländern als auch im Ausland sichtbar“.
Konkret spricht die Studie von einem positiven Binnenwanderungssaldo seit dem Jahr 2020, Zuzug gab es bereits in den Jahren davor – im Durchschnitt 5.400 Personen pro Jahr, doch mehr Menschen sind aus Kärnten ausgewandert, gingen Know How und Fachkräfte verloren (Brain Drain). Der nun positive Binnenwanderungssaldo und die Daten dahinter belegen eindeutig die Trendumkehr von Brain Drain zu Brain Gain. Denn das bedeutet, dass seit 2020 mehr Personen aus anderen Bundesländern nach Kärnten zuziehen, als das Land verlassen.
„Wir arbeiten seit Jahren an dieser Trendumkehr und können nun durch Fakten belegt, diese bestätigen. Kärntens tertiärer Sektor hat enorm aufgeholt, unsere Aktivitäten, unseren Standort zu bewerben, tragen Früchte, große Investitionen, wie bei Infineon oder in die Verkehrsinfrastruktur, sprich Koralmtunnel, sind ebenso ausschlaggebend wie die günstige Wohnsituation oder unsere Investitionen in die Elementarpädagogik und die flächendeckende Kinderbetreuung. Wir haben Kärnten aus den vor Jahren negativen Schlagzeilen geholt, wir haben unser Land auf die Überholspur gebracht und wir haben uns als stabiles, sicheres und offenes Land mit Zukunft positioniert“,
betonte Kaiser. Zumal über zwei Drittel der in der Studie befragen Personen angegeben haben, dass sie auch andere Personen motivieren würden, nach Kärnten zu ziehen.
Markus Bliem von der strategischen Landesentwicklung hob die positiven Auswirkungen des Brain Gain für Kärnten hervor.
„Dass vor allem hochqualifizierte Menschen nach Kärnten kommen, bestätigt unseren Weg das Standortmarketing in EU-Ländern weiter zu verstärken. Vielfach geben die Zuwanderer an, Serviceeinrichtungen zu benötigen, also nicht monetäre Unterstützung, sondern Hilfe beim Standortwechsel, beim Neuaufbau eines Unternehmens hier in Kärnten“,
so Bliem mit Verweis auf das bei der Strategischen Landesentwicklung angesiedelte Carinthian Welcome Center. Er verknüpft die wirtschaftliche Entwicklung des Landes mit dem Binnenwanderungssaldo.
„Für 2022 wird uns ein BIP pro Kopf von 91 % vorhergesagt, das wäre ein Plus von 7,9% gegenüber bisher. Wenn diese Prognosewerte eintreten, würde Kärnten beim Bruttoinlandsprodukt erstmals die Steiermark überholen. Zudem müssen wir die Aufnahmefähigkeit unseres Arbeitsmarktes durch das Wirtschaftswachstum sehen, der die jungen Zuwanderer aus anderen Bundesländern braucht“,
sagt Bliem. Aber auch im Bereich der Fachkräfte, der handwerklichen Berufe oder Pflege werde Kärnten auf einen Zuzug in Zukunft setzen müssen.
2020 lag der positive Binnenwanderungssaldo bei 656 Personen, 2021 waren es 271 Personen. Die meisten Personen, der rund 1.200 in der Studie befragten, sind aus der Steiermark (33 %) nach Kärnten gezogen, gefolgt von Wien (>28%) und Tirol (>10%). Über 86% von ihnen sind österreichische Staatsbürger. – Alle Details der Studie finden sich in der Beilage.
„Fast die Hälfte der Befragungsteilnehmerinnen und Teilnehmer, nämlich 48,2%, haben angegeben, einen Hochschulabschluss zu haben. Daher können wir eindeutig vom Brain Gain sprechen“,
erklärt Birgit Aigner-Walder von der FH Kärnten. Zu den vorrangigen Motiven, nach Kärnten zu ziehen, zählen neben familiären Gründen (Partnerschaft, Heirat), arbeitsbezogene Gründe, wie der Antritt einer Arbeitsstelle, als auch die Lebensqualität im Bundesland. Personen, die zu Ausbildungszwecken nach Kärnten kommen, besuchen zu 81% eine Hochschule.
Über 80% der Zugewanderten sind unter 45 Jahre alt. Fast 60 % der Befragten haben Kinder, über 90 % dieser Kinder sind in betreuungspflichtigem Alter.
„Dies ist eine weitere Bestätigung für uns, Kärnten als kinderfreundlichstes Land Europas zu etablieren und die Kinderbetreuung auszubauen, qualitativ wie quantitativ, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Auch das ist für viele ein Grund, nach Kärnten zu ziehen“,
stellte Kaiser klar, was die Befragten mit einer hohen Zufriedenheit in Bezug auf die Kinderbetreuung bestätigen. Zum anderen steht genau diese Altersgruppe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. 75 % der Studienteilnehmerinnen und –Teilnehmer sind erwerbstätig, nur 15 % sind Pensionisten. Nur die Hälfte der in der Studie Befragten sind Kärnten-Rückkehrerinnen und –Rückkehrer. Die soziale Bindung zu ihrer Heimat, die höhere Lebensqualität als anderen Orts und der Wunsch, die Kinder in Kärnten groß zu ziehen, war ausschlaggebend, wieder in der Heimat ansässig zu werden.
Die FH Kärnten, der Studienbereich Wirtschaft und Management mit Birgit Aigner-Walder und Stephanie Putz, haben für diese Studie über 1.200 Personen im Jahr 2022 befragt, die bis Ende 2020 nach Kärnten gezogen sind, und hier ihren Lebensmittelpunkt haben.
Der Binnenwanderungssaldo betrug in den Jahren 2011-2020 im Schnitt –1.137, also weniger Menschen sind nach Kärnten gekommen, als weggezogen. In den Jahren 2020 und 2021 ist der Binnenwanderungssaldo positiv. Insgesamt sind zwischen 2011 und 2020 rund 53.900 Personen nach Kärnten zugewandert, fast die Hälfte davon (49,2%) sind zwischen 15 und 29 Jahren alt. Erhoben wurden in der Studie die sozio-demographischen Daten, wie Ausbildung, Staatsbürgerschaft, Familienstand, Kinder, berufliche Situation und mehr. Die Zufallsstichprobe betrug 14 % über das zentrale Melderegister, also 6.750 Personen, Rücklauf knapp 20%, konkret 1.245 Umfrageteilnehmende.
Quelle: LPD Kärnten