Kärntens Zweisprachigkeit Thema einer Lehrveranstaltung an der Uni Klagenfurt

LH Peter Kaiser mit Studierenden und LV-Leitern, Urheber: LPD, Dietmar Wajand
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Uni Klagenfurt, die sich mit den „Grundlagen ziviler Konfliktbearbeitung am Beispiel des Alpen Adria Raumes“ beschäftigt, war gestern, Donnerstag, LH Peter Kaiser eingeladen, in den direkten Dialog mit den Studentinnen und Studenten zu treten.
Die Lehrveranstaltung vermittelt unter anderem theoretische Grundlagen für Methoden der Konfliktanalyse und Konfliktbearbeitung und die Studentinnen und Studenten erfahren verschiedene Formen von Konfliktbearbeitung in Hinblick auf interkulturelle Konfliktfelder. Dafür wurde auch das Thema „Zweisprachigkeit in Kärnten“ herangezogen. Als Moderatoren fungierten gestern die Leiter der Lehrveranstaltung, Daniel Wutti, Linda und Jan Brousek, die gleich zu Beginn darauf eingingen, welche Themen in Bezug auf die Zweisprachigkeit in Kärnten kaum oder zu wenig diskutiert würden. Kaiser brachte in diesen Zusammenhang die demographische Entwicklung und die Abwanderung zur Sprache. „Vom demographischen Wandel und der Abwanderung der jungen Bevölkerung in den Ballungsraum Kärntens aber auch aus Kärnten ist die kleinere, slowenisch sprechende Bevölkerung umso mehr betroffen. Es belegt auch eine OGM-Studie der Bundesregierung, dass die Zahl der Volksgruppenangehörigen im Kerngebiet weiter rückläufig ist“, wies Kaiser hin. Auch die Nutzung der slowenischen Sprache im öffentlichen Raum generell sei rückläufig.
„Kärnten hat sich dazu bekannt, dagegen aufzutreten und entsprechenden Maßnahmen zu setzen. Wir haben das stärkste Mittel angewandt, das die Demokratie zulässt und haben den Schutz der Volksgruppe sowie die Förderung der sprachlichen Vielfalt auch in Hinblick auf die slowenische Sprache in der Landesverfassung verankert“, so Kaiser. Ein Grundstein in der Umsetzung der Erhaltung und Förderung der Mehrsprachigkeit sei das Bildungswesen in Kärnten. „Wir haben festgestellt, dass die Zweisprachigkeit im Volksschulbereich gelebt wird, abseits davon dann aber die Verwendung der slowenischen Sprache geringer wird. Daher haben wir auch bei der Novelle des neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes explizit darauf Rücksicht genommen. Das bedeutet, dass wir bei der Förderung der Mehrsprachigkeit und der Sprache der slowenischen Volksgruppe bereits im elementarpädagogischen Bereich ansetzen. Erstmals in der Geschichte unseres Landes wird im neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz darauf Rücksicht genommen“, kann Kaiser hinweisen.
Konkret bedeute das, dass die Förderung der Sprache der slowenischen Volksgruppe zu den Aufgaben von elementarpädagogischen Einrichtungen zählt und dass in den pädagogischen Grundlagendokumenten auf die Förderung der Mehrsprachigkeit und der Sprache der slowenischen Volksgruppe Bedacht zu nehmen ist. Zudem müssen jene Träger von elementarpädagogischen Einrichtungen, die einen Fördervertrag mit dem Kindergartenfonds des Landes haben (das sind private Kindergärten im Siedlungsgebiet der slowenischen Volksgruppe) keine gesonderten Vereinbarungen mit Gemeinden abschließen müssen, um in den Genuss der neuen Landesförderung zu kommen.
Natürlich waren die Konflikte der Vergangenheit innerhalb der bis dato so beschriebenen Minderheits- und Mehrheitsbevölkerung ebenso ein Thema in der gestrigen Lehrveranstaltung. Kaiser konnte auf den dokumentierten gemeinsamen Weg und die daraus resultierenden Erfolge verweisen, die selbst Bundespräsident Van der Bellen bereits als beispielgebend für einen Dialog lobte. „Für die Zukunft dieses Landes, für den Wirtschaftsstandort und die Entwicklung unserer Gesellschaft konnte und kann es nur einen gemeinsamen Weg geben. Viele Kräfte innerhalb der Volksgruppe, aber auch die Heimatverbände haben das ebenso erkannt. Wohl auch deshalb, weil die persönliche Betroffenheit beispielsweise bezogen auf den Ortstafelsturm immer geringer wird und vor allem junge Menschen dieses Thema nur aus Dokumentationen erfahren. Aber gerade sie sind es, die unbefangener und selbstverständlicher mit den Kulturen und ihrem Zusammenleben innerhalb Europas umgehen“, betonte Kaiser. So sehe die Jugend in der Zwei- und Mehrsprachigkeit einen Wettbewerbsvorteil. Das regelmäßig stattfindende Dialogforum, viele traditionelle Veranstaltungen, die im Beisein der Volksgruppe stattfinden, dienen ebenso dazu, gegenseitiges Verständnis zu fördern und den Vorteil des gemeinsamen Weges zu erkennen.
Kaiser konnte weiters festhalten, dass es nicht nur Aufgabe der Regierung und des Landtages sei, den in der Verfassung verankerten Schutz der Minderheit bzw. die Erhaltung und Förderung ihrer Sprache zu forcieren. „Kärnten ist mehr als Regierung und Landtag. Interessensvertretungen ebenso wie Vereine müssen bei der Vermittlung der Sprache und dem Nutzen der Mehrsprachigkeit für ein Land ihre wichtige Rolle sehen und müssen ebenso die neuen Medien miteinbeziehen“, sagte Kaiser. Die nunmehr entspannte Situation, die viele Väter habe und deren Weg ein langer aber erfolgreicher war, sei jedoch eine solide Basis, auf der die Forcierung der Sprache aufgebaut werden könne.
Quelle:
Rückfragenhinweis: Büro LH Kaiser
Redaktion: Gerlind Robitsch
Fotohinweis: LPD Kärnten/Didi Wajand