Unwetter: Kärntner Regierung beschließt erste Sofortmaßnahmen

Auch am Tag 3 nach der Unwetterkatastrophe im Gegendtal und darüber hinaus, herrscht in der Landesregierung tiefe Betroffenheit über das Schadensausmaß, die Einzelschicksale und die massive Verwüstung der Gegend. LH Peter Kaiser bezeichnete die Katastrophe heute, Freitag, nach der außerordentlichen Regierungssitzung als „eine der heftigsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes“. Der Dank an alle Einsatzkräfte, Einsatzorganisationen, die Bürgermeister der Gemeinden Treffen und Arriach, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der entsprechenden Dienststellen des Landes wurde neuerlich betont.

Rasche Hilfe, Rasche Liquidität

In der heutigen außerordentlichen Regierungssitzung, bei der auch Vertreter aller im Landtag vertretenen Parteien dabei waren, wurden erste Sofortmaßnahmen getroffen, im Wissen, dass die Aufräumarbeiten, die Hilfe für die betroffene Bevölkerung mittel- und langfristig erfolgen müssen. „Wir haben uns gemeinsam in einem Schreiben an den Bund gewandt. Es geht um Sondermittel, die Kärnten benötigen wird, diese Schäden an Infrastruktur zu beheben. Alleine aus budgetären Mitteln des Landes ist es nicht zu bewältigen. Die Hilfe in besonderen Lagen für die Menschen vor Ort weist derzeit einen Budgetrahmen von 2,5 Mio. Euro auf, ihre Aufstockung steht von Seiten der Regierung außer Streit. Um aus den einzelnen Referaten helfen zu können, werden Kreditsperren von der Finanzreferentin aufgehoben, das schafft rasch Liquidität“, fasst Kaiser erste Maßnahmen zusammen. Dabei handelt es sich um rund 22 Mio. Euro. Auch gäbe es bereits Gespräche mit dem AMS, damit Personen vor Ort helfen können, indem sie im administrativen Bereich eingesetzt werden, für beispielsweise Kontaktherstellung, Förderanträge und ähnlichem und in weiterer Folge auch beim Aufräumen. Zudem werde die Leerstandsliste für Wohnungen weitergeführt, für jene Menschen, die alles verloren haben und deren Häuser nicht mehr bewohnbar sind. „Wir ziehen alle an einem Strang, auch auf politischer Ebene über Parteigrenzen hinweg. Wir wissen aus leidgeprüfter Erfahrung aus der Vergangenheit, was in solchen Situationen zu tun ist“, so der Landeshauptmann, der ebenfalls berichtete, dass ab Montag der Betrieb in den jetzt gesperrten Schulen und Kindergärten wieder aufgenommen werde. „Es wird auch psychologische Unterstützung geben, denn insbesondere bei den Kindern herrscht große Betroffenheit und mitunter die Schwierigkeit, das Geschehene und die Situation zu verstehen“, so Kaiser.

Nicht einfach selbst ins Krisengebiet fahren

Katastrophenschutzreferent LR Daniel Fellner betonte noch einmal die Leistungen aller, die vor Ort erbracht werden und verwies erneut darauf, dass die Zivilschutzwarnung aufrecht ist und erst im Laufe des Tages womöglich für einzelne Teile des Tales bzw. der Gemeinde Treffen freigegeben werde. Fellner appelliert erneut:

„Bitte, freiwillige Helfer abseits der Organisationen, nicht einfach selbst ins Krisengebiet fahren oder gehen. Es ist zu gefährlich, es sind zudem LKW und Bagger, schweres Gerät im Einsatz. Freiwillige Hilfe darf die Einsätze und Aufräumarbeiten nicht behindern. Wir werden auf die vielen Freiwilligen, die helfen wollen zurückkommen, aber ich bitte im Sinne der Aufräumarbeiten und im Sinne der Sicherheit aller, nicht einfach selbst ins Krisengebiet zu fahren“,

so Fellner. Es werde für die Freiwilligen abseits der Organisationen ein Koordinator bestellt und ein Sammelparkplatz beim Reitsportzentrum Treffen eingerichtet.
Fellner werde weiters heute noch ein Gespräch mit sämtlichen Spendenorganisationen führen, damit auch hier koordiniert und zielgerichtet vorgegangen werden kann. Die Bevölkerung werde weiters in einem Infoblatt informiert, wie sie zu welchen finanziellen Hilfsmaßnahmen kommen kann. „Es geht um Versicherungsleistungen, Spenden, um das Soforthilfepaket des Landes, um das Kärntner Nothilfswerk und Hilfe in besonderen Lebenslagen (HIBL) deren auszuzahlenden Summen wir auch erhöht haben“. Zudem verwies Fellner auf die Entgeltfortzahlung für Arbeitgeber, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich in den Kat-Einsatz begeben.
LR Martin Gruber informierte, dass das Schadensausmaß an sämtlichen Straßen und in der Landwirtschaft nach wie vor nicht genau zu beziffern ist. „Jedes Mal vor Ort, bei jeder Befliegung oder Besichtigung werden neue Schäden sichtbar, wir können keine Summen nennen, wir können vorerst auch keinen Zeithorizont für die Behebung sämtlicher Schäden nennen. Es wird mit Hochdruck gearbeitet, die Straßenbauabteilung und die Agrartechnik sind mit über 50 Mitarbeitern, 30 LKW, 15 Baggern und Sondergeräten vor Ort. Erreichbarkeit und Versorgung der Bevölkerung haben jetzt Vorrang“, so Gruber. Alleine der Schaden an der Teuchen Straße, die auf 2,5 Kilometern einfach weggeschwemmt wurde, liege laut Gruber nach erster Einschätzung bei 9 Millionen Euro. Gesamt befürchtet Gruber einen zweistelligen Millionen-Betrag, was alleine die Wiederherstellung von Straßeninfrastruktur betrifft. Ein Durchstich für Einsatzgeräte sei gestern noch an der B98 nach Afritz gelungen. Es werde aber auch versucht, aus Richtung Himmelberg eine sichere Verbindung nach Arriach für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen.
„Unser Ziel ist es, bis Ende nächster Woche zumindest eine Einbindung bis zur Gemeindestraße bei Hundsdorf zu schaffen“, so Gruber. Geprüft wird von der Straßenbauabteilung weiters, ob es möglich ist über die Buchholzer Straße eine Verbindung für die Zivilbevölkerung zwischen Treffen und Arriach herzustellen, wie der Straßenbaureferent berichtete. Gruber verwies auch auf weitere Schäden außerhalb des Katastrophengebietes. Denn auch die Straße von Ebene Reichenau nach St. Lorenzen, also Richtung Hochrindl, sei auf Teilstücken unterspült und vermurt. Auf 1,2 Kilometern ist die Straße völlig gesperrt. Gruber betonte, dass es in dieser Notsituationen gelungen sei, aus allen Regionen Kärntens die Kräfte zu bündeln. „Kärnten zeigt, was wir imstande sind zu bewältigen, wenn wir zusammenstehen, und das ist etwas, auf das wir stolz sein können und wofür ich mich zutiefst bedanken möchte!“
Die Regierungsmitglieder betonten weiters, dass alle sich in Planung befindlichen Schutzbauten, Straßenbauten, nicht von der Bewältigung der Katastrophe betroffen sind, es werde keine Verzögerungen geben, alle Bauvorhaben werden durchgeführt, wie sie geplant sind.
Quelle: Klagenfurt (LPD).
Rückfragehinweis: Büro LH Kaiser, Büro LR Fellner, Büro LR Gruber
Redaktion: Robitsch/Schäfermeier/Wedenigg