Historiker Rudolf Siegl von Geschichtsverein und Landeshauptmann ausgezeichnet

Verleihung des Preises des Geschichtsvereins für Kärnten - vl.: LH Peter Kaiser, Preisträger Rudolf Siegl, Geschichtsverein-Direktor Wilhelm Wadl und Laudator Werner Drobesch. Foto: LPD/Wajand
Dem Historiker Rudolf Siegl wurde gestern, Mittwoch, am Abend von Landeshauptmann Peter Kaiser und dem Direktor des Geschichtsvereines für Kärnten, Wilhelm Wadl, der „Preis des Geschichtsvereines für Kärnten und des Landeshauptmannes von Kärnten“ überreicht. Der 76-jährige hat im Zuge seiner Doktorarbeit an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt als erster Kurzbiographien aller 493 Kärntner Landtagsabgeordneten zwischen 1848 und 1938 erstellt. Der Preis ist mit insgesamt 3.000 Euro dotiert. Bei der Mitgliederversammlung des Geschichtsvereines im Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt wurde außerdem Christoph Strausky für seine vorwissenschaftliche Arbeit am BG/BRG Lerchenfeld ausgezeichnet. Der Slawist und Historiker Theodor Domej erhielt die „Ehrenmedaille des Geschichtsvereines für Kärnten“.
Kaiser dankte Siegl als politisch Tätiger, der selbst lange im Landtag saß, und auch als Demokrat dafür, dass er „sich diese aufwendige Arbeit angetan hat“. Die Arbeit sei wichtig und verdiene Beachtung, „weil sie zeigt, wie sich Demokratie in relativ kurzer Zeit entwickelt hat“. Der Landeshauptmann umriss kurz die geschichtliche Entwicklung von der bürgerlichen Revolution 1848 über den Ersten Weltkrieg bis hin zum Ständestaat.

„Die heutigen, demokratisch legitimierten Parlamente sind nicht mit damals vergleichbar“,

betonte er. So sei in der Monarchie Wählen an Steuerleistungen gebunden gewesen, Frauen waren überhaupt davon ausgeschlossen. Bei den Abgeordneten sei der sozioökonomische Status stark ausschlaggebend gewesen. Der Landeshauptmann verwies auch darauf, dass von den 493 von Siegl erforschten Landtagsabgeordneten nur zwei Frauen waren.

„All dieses Wissen ist notwendig, um unsere heutige Demokratie entsprechend zu schätzen“,

so Kaiser.
Die Laudatio für Rudolf Siegl hielt dessen Doktorvater Werner Drobesch, der auch Vorstandsmitglied im Geschichtsverein ist. Er hatte vier Requisiten dabei: einen abgesessenen Sitzpolster, ein Päckchen Erbsen, das Foto einer Biene und eine Eulenfigur. Diese Dinge sollten die Beharrlichkeit des Forschers im Archiv und vor dem Computer, das unermüdliche Zusammentragen von Daten („Erbsenzählerei“), die Emsigkeit sowie den Wissens- und Erkenntnisdrang symbolisieren. Siegl habe sich mit einem in der Kärntner und österreichischen Geschichtsforschung nahezu unbearbeiteten Feld befasst.

„Er hat wissenschaftliche Pionierarbeit geleistet“,

so Drobesch, der auch verriet, dass die Diplomarbeit Siegls im November als Buch im Verlag des Kärntner Landesarchivs erscheinen wird.
 
Nähere Informationen zu den Geehrten unter: geschichtsverein.ktn.gv.at