Investitions- und Konjunkturkonferenz: Zwischen Optimismus und Herausforderungen

Heute, Montag, ging die nächste Investitions- und Konjunkturkonferenz der Wirtschaftskammer Kärnten über die Bühne, auch im Beisein der Kärntner Landespolitik mit LH Peter Kaiser und LR Sebastian Schuschnig. Basis für die Ergebnisse, die einen Ausblick auf die Erwartungen der Wirtschaft für 2023 geben, sind Befragungen in über 5.000 Betrieben in Österreich, fast 600 in Kärnten. Das Fazit: Der Ausblick in das Wirtschaftsjahr 2023 ist verhalten, die größten Herausforderungen für die heimischen Unternehmen sind Energiekosten, Arbeitskräftemangel und Lieferkettenprobleme. Die eingetrübten Erwartungen ziehen demnach auch eine rückläufige Investitionsbereitschaft nach sich.
„Alles in Allem geben die Daten, die der Investitions- und Konjunkturkonferenz zu Grunde liegen uns allen, Politik und Wirtschaft, eine wertvolle Orientierung. 2022 ist das Wirtschaftswachstum mit 4,8 % beziffert, 2023 wird es mit 0,2% noch immer leicht positiv erwartet. Das bedeutet: Politik, Sozialpartner, Interessensvertreter haben gemeinsam alles zu tun, um allen Herausforderungen, die Arbeits- und Wirtschaftsleben betreffen, geschlossen und aktiv entgegen zu treten“, betonte LH Peter Kaiser nach der Konferenz. Kaiser meinte damit beispielsweise auch notwendige europäische Lösungen, die für den gesamten Wettbewerb innerhalb der EU und der Stärkung der EU als Ganzes nötig seien. „Dazu gehört eine Merit-Order-Lösung. An einer Entkoppelung des Strompreis vom Gaspreis führt kein Weg vorbei. Schon alleine, wenn wir hören, dass Deutschland nun 200 Milliarden Euro in die Energieentlastung der Wirtschaft pumpen will. Es darf keine künstliche Wettbewerbsverzerrung innerhalb Europas geben“, so Kaiser weiter.
Der Landeshauptmann sprach auch die Herausforderung der Betriebe aller Branchen an, Mitarbeiter zu finden. Auch hier sei laut Kaiser alles zu tun, „um den Zugang zu Arbeit zu erleichtern, um den Zugang zu Aus- und Weiterbildung zu vereinfachen, um die Qualifikation zu steigern“! Dazu sei es auch nötig, die Rot-Weiß-Rot-Card zu evaluieren, sie den neuen Migrationsgegebenheiten und dem Arbeitskräftemangel anzupassen. „Wir brauchen für den Arbeitsmarkt einen geordneten Zuzug gekoppelt an Arbeitsmöglichkeiten“, so Kaiser.
Der Landeshauptmann verwies zudem auf das Kinderstipendium und das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz. „Beides dient auch dem Wirtschaftsstandort – den Zugang zu Bildung von Kleinkindbeinen an flächendeckend ermöglichen, die Eltern entlasten und die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie zu erleichtern, zudem die Arbeit im elementarpädagogischen Bereich attraktivieren – das schaffen wir mit diesen neuen Grundlagen“, hielt Kaiser fest. Der Landeshauptmann verwies zudem auf die neuen Chancen für den Standort durch die Koralmbahn und den neuen Zollkorridor von Hafen Triest nach Villach/Fürnitz zum Logistic Center Austria South, womit Wirtschaftsströme alleine durch Zeitersparnis nach Kärnten verlagert werden. „Wir haben heute in dieser Konferenz einen grundsätzlichen Optimismus feststellen können, denn wir alle können dazu beitragen, gemeinsam den Krisen zu trotzen“, fasste Kaiser zusammen.
Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig betonte, dass insbesondere die hohen Energiepreise und die schwierige Lage am Arbeitsmarkt für die Wirtschaft eine Herausforderung sei. „Derzeit sind jedoch durch gezieltes und längerfristiges Einkaufen von Energie die steigenden Kosten noch nicht in allen Branchen angekommen“, mahnt Schuschnig. „Es braucht deshalb eine rasche europäische Lösung, damit die Wirtschaft planen kann und nicht gegenüber den anderen europäischen Ländern ins Hintertreffen gerät oder gar eine Wettbewerbsverzerrung erfolgt“, mahnt der Wirtschaftslandesrat. Derzeit sei jedoch die Herausforderung, Mitarbeiter zu finden, nicht weniger groß: „Und zwar quer durch alle Branchen. Es fehle jedoch nicht allein an Mitarbeitern, es würden vor allem Arbeitsstunden abgehen. „Work-Live-Balance reißt ein Loch in die Arbeitsstunden-Bilanzen der Betriebe, was Auswirkungen auf Produktionen hat. Daher müssen wir die Vollzeit-Beschäftigung attraktiver gestalten und müssen für die Menschen, die weniger Stunden arbeiten wollen, die Überstunden attraktivieren“, betonte Schuschnig. Jeder Mitarbeiter zu wenig, bzw. jeder verlorene Mitarbeiter sei für den Betrieb und den Standort verlorene Wertschöpfung, das sei in Hinblick auf den demografischen Wandel, der sich noch verstärken werde, im Auge zu behalten.
Der Wirtschaftslandesrat verwies im Zusammenhang mit den hohen Energiepreise zudem auf den nötigen Umstieg auf erneuerbaren Energien, auch um aus Abhängigkeiten zu kommen. „Die Investitionsbereitschaft in Erneuerbare ist verhältnismäßig hoch gegenüber anderen Investitionen. Diese Bereitschaft ist zu unterstützen, aber Förderungen alleine sind es nicht, die Genehmigungen müssen rascher erteilt werden, der Weg dorthin wesentlich vereinfacht werden“, so Schuschnig. Er fordert eine schnelle Umsetzung der von der EU-Kommission vorgelegten Notfallverordnung. „Das wäre ein wichtiger und schneller Schritt, um die Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen“. Zudem kündige er an, eine Novelle des Baurechts erarbeiten zu lassen, um auch bei der Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen das Bauverfahren abzukürzen. Für PV-Anlagen auf Dächern wurde bereits die Flächenbeschränkung abgeschafft.
Für Schuschnig stelle sich einmal mehr Kärntens Exportwirtschaft als stabiler Faktor für den Arbeitsmarkt dar. Immerhin werden laut Schuschnig 7 Euro von 10 durch den Export heimsicher Waren und Dienstleistungen ins Ausland für Kärnten verdient. Er verwies auf die kürzlich verlängerte Exportoffensive von Land und WKK, mit der bis 2026 erneut 2,4 Mio. Euro investiert werden. „Kärnten wird gezielt in Wachstumsmärkte entlang der europäischen Verkehrsachsen investieren. Wir habe zudem mit dem ersten europaweiten Zollkorridor zwischen dem Hafen Triest und dem Logistikcenter Villach-Fürnitz eine Jahrhundertchance, die uns ins wirtschaftliche Herz Europas rückt“, erinnert Schuschnig. Der Zollkorridor ist in dieser Hinsicht eine enorme Zukunftschance für Kärnten und es wird sich die Frage zu stellen sein, ob nur der Verkehr durch Kärnten fließt oder auch Wertschöpfung“, so Schuschnig. In Summe gesehen, sei die konjunkturelle Entwicklung des Landes keines Falls „ein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen“, betont Schuschnig abschließend.
Auch WK-Präsident Jürgen Mandl betonte die Notwendigkeiten für einen attraktiven Wirtschaftsstandort Kärnten. „Der verhaltene Ausblick ist keinesfalls eine Schwarzmalerei, die Herausforderungen sind Bekannt, die Lösungen sind möglich: Entlastung bei Energiekosten mit Blick über die Grenzen in Bezug auf den Wettbewerb, vereinfachte Behördenverfahren für Investitionen in Erneuerbare und Attraktivierung der Arbeit durch Steueranreize und vereinfachter Zugang zu Arbeit sind die Hausaufgaben, die zu machen sind“, so Mandl. 
Quelle:
Rückfragenhinweis: Büro LH Kaiser, Büro LR Schuschnig
Redaktion: Robitsch/Plessin
Fotohinweis: WK Kärnten/Peter Just