Unter dem Motto „Du kannst etwas verändern – jeden Tag und zu jeder Zeit!“ der renommierten Verhaltensforscherin Jane Goodall fand dieser Tage das 15. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen an der FH Kärnten in Villach statt. Landeshauptmann Bildungsreferent Peter Kaiser und Bundesminister Martin Polaschek (Bildung, Wissenschaft und Forschung) waren vor Ort.
Landeshauptmann Kaiser beleuchtete das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft:
„Ich glaube, dass Wissenschaft und Politik untrennbar miteinander verbunden sind, wenn sie ihre Aufgabenstellung in Wissenschaft und/oder Politik als eine die Gesellschaft weiterzuentwickelnde sehen und verstehen.“
Wenn das der Fall sei, werde es eine noch engere, abgestimmtere und internationale Zusammenarbeit brauchen, um anstehende Probleme zu lösen bzw. zukünftige Problemlagen zu vermeiden.
Versorgungsprobleme mit Rohmaterialien
Kaiser verwies auf die reale Situation mit Krieg, Pandemie sowie Klimakrise und den Auswirkungen auf das tägliche Leben. Gleichzeitig zu einer rapiden Entwicklung im Bereich der Digitalisierung gebe es nun auch Versorgungsprobleme mit Rohmaterialien.
„Wir tauchen die Bildung und Wirtschaft bis hin zum Primärsektor der Nahrungsversorgung in ein neues Spannungsverhältnis, in eine Interdependenz von Globalisierung und Regionalisierung, ein“,
so Kaiser. Versorgungssicherheit in verschiedensten Bereichen werde immer mehr zum Thema.
Kaiser bezog sich auch auf das Phänomen des Wissenschaftsskeptizismus, der Vieles auf Seiten der Politik zurücknehmen lasse, wo es eigentlich anderes Wissen gebe.
„Mit einer gewissen Distanz zur noch immer herrschenden Pandemie – so wirklich als eine Wissensgesellschaft haben wir uns weder in Europa noch sonst wo tatsächlich bewiesen und das sollte uns auch im selbstkritischen Kontext zum Nachdenken bewegen.“
Plädoyer für lebensbegleitendes Lernen
Gebraucht werde, laut Kaiser, eine Durchlässigkeit des Bildungssystems, wie das in Kärnten beispielsweise mit dem Projekt „Lehre mit Studium“ forciert werde. Ein Plädoyer hielt der Bildungsreferent für lebensbegleitendes Lernen und Elementarpädagogik:
„Ich meine hier das Lernen vom ersten Lebensmoment an, denn eine gute und sich als Bildung verstehende Elementarpädagogik ist ein ganz wesentlicher und unverzichtbarer Bereich.“
Kaiser erwähnte hier tolle Kärntner Projekte im MINT-Bereich oder Educational LABs für Volksschüler und Kindergartenkinder.
Bundesminister Polaschek lobte das Forschungsforum als traditionelle Veranstaltung der Präsentationen, Vernetzung und des Austausches. Er verwies auch auf die zwei Jahre Pandemie mit all den Herausforderungen für Wissenschaft und Forschung:
„Wir alle sind als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefordert. Aber auch durch den Krieg mitten in Europa, der uns alle trifft, sind wir in der Verantwortung darauf zu schauen, dass wir als Gemeinschaft und als Staat diese Krisen bewältigen. Dafür brauchen wir gerade Bildung, Wissenschaft und Forschung.“
Polaschek bezog sich auch auf die aktuelle Wissenschaftsfeindlichkeit und Demokratieskepsis, die meist Hand in Hand gehen würden und sehr problematisch seien.
„Das ist eine massive Herausforderung für die Akzeptanz von Wissenschaft und Forschung in unserem Land, aber auch für die Demokratie.“
Hier hätten die Fachhochschulen durch ihr praxisbezogenen Studienangebot, das sich einer noch breiteren Bevölkerungsgruppe öffne, viel mehr Möglichkeiten, einen wesentlichen Beitrag für das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung zu leisten.
Von Sabine Herlitschka, CEO Infineon Austria AG, gab es eine Keynote und von Ulrike Pommer, Präsidentin der FH Krems, eine Replik. Organisiert wurde das Forschungsforum von der Leiterin der FH Kärnten Research, Claudia Pacher mit ihrem Team. Der Veranstaltungsort wechselt jedes Jahr, die Veranstaltung fand erstmals wieder in Präsenz statt, 2020 war sie wegen Corona ausgesetzt, 2021 nur online. Kärnten war 2009 zum letzten Mal Austragungsort.