Die Marktgemeinde Ebenthal feiert heuer ihr 25-Jahr-Jubiläum und 50 Jahre (Groß-)gemeinde. Die wirtschaftliche Entwicklung in dieser Zeit war enorm. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum immer mehr Menschen in dem beschaulichen Örtchen in unmittelbarer Stadtnähe zu Klagenfurt leben wollen.
Am zweiten Juli 2023 soll mit einem großen Fest das 25-Jahr-Jubiläum der Marktgemeinde Ebenthal gefeiert werden. Wie hat sich die Marktgemeinde seit ihrer Kindheit eigentlich verändert?
Christian Orasch: Extrem: Sowohl von der Infrastruktur wie auch in der Kinderbetreuung. Erst ab den 1980-er Jahren wurde der Wasser-, Kanal-, Straßenbau bis in alle Gemeindeteile forciert. Durch mehr Ärzte wurde die medizinische Versorgung ausgebaut; eine Apotheke überhaupt erst errichtet. Zu meiner Zeit gab es zwar relativ wenig Kinderbetreuungsmöglichkeiten, es war aber der Bedarf vermutlich nicht so groß, oder aufgrund der damaligen Gesellschaftsordnung auch gar nicht nötig. Die Gesellschaft hat sich durch Zuzug ebenso verändert.
Wie war es früher? An was erinnern sie sich gerne zurück, was hat sich positiv verändert?
Jede Zeit hat etwas für sich. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Obwohl nicht alles im Überfluss da war, war man zufrieden. Nicht nur, weil ich um diese Zeit Geburtstag habe, erinnere ich mich gerne an den Ebenthaler Kirchtag zurück. An die Menschenmassen, die vom Lamplwirt zum Schlosswirt wanderten und umgekehrt und sich in der Mitte, auf der Kirchtagswiese am Rummelplatz, trafen. Ebenthal ist seit meinen Kindertagen sicher lebens- und noch liebenswerter geworden.
Wie begann eigentlich ihre Leidenschaft für Politik? Wer oder was hat sie dazu bewogen, politisch aktiv zu werden?
Auch, wenn es „abgedroschen“ klingt: Ich habe als Kind die Euphorie um Bruno Kreisky (auch Willy Brandt und Olof Palme) erlebt. Mein Vater war ein glühender Anhänger. Mit meiner Mutter konnte ich über die Errungenschaften reden. Dann war da unser Nachbar (zunächst „nur“ Nachbar), der spätere Bürgermeister Helmut Woschitz. Er war schon damals prägend für mich und ist eines meiner Vorbilder. Durch den Geschichtsunterricht im Gymnasium (Mag. Edi Blatnig und Mag. Pepi Wieltsch) wurde das Feuer dann richtig entfacht. Der letzte Funke war, als ich von Bürgermeister Woschitz zu einer Ehrung für die Gemeinde durch Landeshauptmann Leopold Wagner mitgenommen wurde. Und dann durfte ich in dieser Zeit auch bereits den jetzigen Landeshauptmann Peter Kaiser kennen und schätzen lernen.
Was schätzen sie an der Marktgemeinde Ebenthal?
Die hohe Lebensqualität und die Vielfalt, die wir hier zu bieten haben.
Was könnte besser werden, was muss sich verändern, wie kann das gelingen?
Wir leben in einer schwierigen Zeit und müssen dafür Sorge tragen, den Standard zu halten. Es gilt, kleine „Nadelstiche“ im Ortsbild und im Zusammenleben der Vereine und der Menschen zu setzen. Das geschieht bereits durch mehr Blumenschmuck, die Adventkränze und Osternester oder eben Veranstaltungen, wie etwa die Belebung des Ebenthaler Kirchtags.
Wie versuchen sie, Politik zu machen, was zeichnet sie als Menschen aus?
Ich versuche zu helfen, wo es geht und möglichst mit den Menschen für die Menschen zu arbeiten. Ich bin lösungsorientiert und arbeite hart für unser Ziel, dass sich die Menschen hier wohl fühlen. Aber ich habe lernen müssen, dass uns oftmals Grenzen gesetzt sind und nicht alles machbar ist. Das sage ich dann aber auch ehrlich.
Was waren die politischen Höhepunkte ihrer Amtszeit, auf die sie gerne zurückblicken?
Das ist nach erst knapp zwei Jahren Amtszeit schwer zu beurteilen. Vielleicht, dass wir (noch) positive Rechnungsabschlüsse zu verzeichnen hatten. Oder der Verhandlungserfolg, für heuer höhere Sonderbedarfszuweisungen vom Land für unsere Vorhaben zugesagt bekommen zu haben. Manches ist auf Schiene, aber noch nicht vollständig umgesetzt. Manches ist in Vorbereitung. Ich glaube, ein Erfolg ist, dass wir insgesamt ein gutes Miteinander haben.
Die Sozialdemokratie in Österreich blickt angesichts der jüngsten Ereignisse herausfordernden Zeiten entgegen. Was gilt es zu tun, um die Herzen der Wähler zurückzuerobern?
Zunächst gilt es, endlich die internen Streitereien zu beenden und sich wieder um die Probleme der Bevölkerung zu kümmern! Die Mitgliederbefragung hatte durchaus etwas Gutes: Man redete wieder über Inhalte. Da wurden viele Themen angegriffen, die den Menschen wichtig sind. Jetzt gilt es, diese Themen auch aufrichtig, ehrlich und glaubwürdig politisch umzusetzen.
Am zweiten Juli wird der allseits beliebte Kirchtag wieder ins Leben gerufen, bei dem die Jubiläen 50-Jahre Großgemeinde und 25-Jahre Marktgemeinde gefeiert werden. Können sie da schon ein paar Einblicke geben auf was sich die Besucher freuen dürfen?
Das Programm steht: Im Mittelpunkt stehen die Vereine, die die Gesellschaft Ebenthals repräsentieren und dort bei deren Ständen, Schmankerl und Aktivitäten bieten. Verknüpft wird das mit einem Eröffnungsprogramm, das von den Kindern und Jugendlichen der Kindergärten, Volksschulen, des Slowenischen Kulturvereins / Slovensko prosvetno društvo und der Landjugend gestaltet wird.
Ein Programmteil wird von Chören und Musikgruppen unserer Gemeinde unter Mitwirkung von Kammersänger Kurt Schreibmayer gestaltet. Eine Prämiere sollte ein „Volksgsang“ aller sein, wo von ALLEN der „Ebenthaler Walzer“ in unseren beiden Landessprachen angestimmt werden soll. Eine Trachtenmodenschau und eine Verlosung werden das Fest abrunden.
Kurzer Steckbrief:
Name: Christian Orasch
Geboren: 02.07.1972
Wohnort: Rain / Ebenthal in Kärnten
Ausbildung: AHS und HTL Matura (Bautechniker)
Aktuelle Position: Bürgermeister
Familienstand: Verheiratet, 2 Kinder
Hobbys: Lesen, Geschichte, Politik, (etwas) Sport
Vorgänger: Franz Felsberger