Katastrophenschutz: Kärnten ist Vorreiter – wir sorgen auf allen Ebenen vor

Fotocredit: stock.adobe.com @Shaiful Rizal Mohd J
Sie geistern seit ein paar Monaten vermehrt herum: Schlagworte wie Blackout und Energiemangellage. Und ich möchte gar nicht verhehlen, dass diese Gefahrenszenarien durchaus eine reale Bedrohung für uns in Europa darstellen. Expertinnen und Experten etwa sind sich einig, dass es nicht die Frage ist ob, sondern wann es zu einem Blackout kommt. Ursachen für einen solchen langanhaltenden europaweiten Stromausfall können extreme Wetterereignisse genauso sein wie Hackerangriffe oder technische Gebrechen. Was daraus folgen kann, ist Chaos pur: Es funktioniert quasi nichts mehr – Handynetze brechen zusammen, das Licht geht aus, ebenso Ampeln, Bankomatkassen funktionieren nicht mehr, ebensowenig Aufzüge oder elektrisch gesteuerte Eingangssysteme, Kühlketten brechen zusammen, und, und, und…

Details durchgespielt

In Kärnten ist uns diese Bedrohung seit langem bewusst, deswegen wurde bereits im Jahr 2009 erstmalig ein Blackout Szenario im Bezirk Völkermarkt mit Blaulicht-Einsatzorganisationen, der Polizei und dem Österreichischen Bundesheer, das diese Übung mittels eines Führungssimulators unterstützte, bis in einzelne Details durchgespielt. Dieses Thema wurde auch ausführlich bei den Kärntner Notfalltagen im Jahr 2013, der Fachtagung für Katastrophen- und Krisenmanagement, mit Vortragenden der Energiewirtschaft eingehend dargestellt.

Blackout Rahmenplan

Weil mir der nachhaltige Schutz der Kärntnerinnen und Kärntner ein Herzensanliegen ist, habe ich beauftragt, dass seit Dezember des Jahres 2016 unter Führung der Landesamtsdirektion, UA
Angelegenheiten Sicherheitsdienst, eine ständig tagende Arbeitsgruppe, die sich aus einem Team von führenden Persönlichkeiten aus den Blaulicht-Einsatzorganisationen, der Polizei, dem Österreichischen Bundesheer und dem Zivilschutzverband zusammensetzt, für Kärnten einen Blackout Rahmenplan zu entwickeln hat.

Profilschärfung und Bewusstseinsbildung

Der Katastrophenschutzreferent des Landes Kärnten, Landesrat Daniel Fellner, hat seit dem Jahr 2018 meinen Weg des umfassenden Schutzes der Kärntner Bevölkerung konsequent weiterverfolgt und auch weiterentwickelt: Im Jahr 2018 und 2019 haben wir die österreichweit einzigartige und viel beachtete „Table-Exercise“-Übung „Combined Success“, in der der Fall eines Blackoutes beprobt wurde, abgehalten, bei der die Bezirkshauptmannschaften Wolfsberg, St. Veit an der Glan, Klagenfurt Land und die Landeshauptstadt Klagenfurt gemeinsam mit ihren jeweiligen Krisenstäben teilgenommen haben. Unser Ziel war es, alle Beteiligten durch Profilschärfung und Bewusstseinsbildung fit für den Ernstfall zu machen, die Alarmpläne und Checklisten zu überarbeiten, die Reihung der Prioritäten festzulegen und die Bedarfsdeckung zu eruieren. Eingebunden in die Übung waren alle Einsatz- und Blaulichtorganisationen, die Energieversorger, Wasser- und Abwasserverband, Lebensmittelversorger, Seveso III-Betriebe sowie die KABEG. Des Weiteren wurde 2019 eine reale Stromabschaltung im Hauptgebäude der Landesregierung am Arnulfplatz 1, eine Evakuierung aller Bediensteten im Haus sowie eine anschließende Notstromversorgung simuliert. Aus diesen Übungen haben wir wertvolle Erkenntnisse ableiten können, die im Ernstfall der Kärntner Bevölkerung zugutekommen.

„Tag X. Wenn der Blackout kommt“

Aber nicht nur wir als Land müssen fit sein für den Fall der Fälle. Auch die Gemeinden und vor allem die Bürgerinnen und Bürger selbst sollen und müssen wissen, worauf es im Ernstfall ankommt. Deswegen hat Katastrophenschutzreferent Fellner die Roadshow „Tag X. Wenn der Blackout kommt“ initiiert, in der wir gemeinsam mit Experten durch Kärnten touren und der interessierten Bevölkerung anschaulich vermitteln, wie man am Besten für den Fall eines Blackouts vorsorgt. So viel sei verraten: Wenn Sie alles Notwendige für einen zweiwöchigen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden daheim haben (von Medikamenten bis Hundefutter) sind sie gut vorbereitet. Mehr hilfreiche Infos finden Sie auf https://blackout-kaernten.at/. 

Leuchttürme

Bei den Gemeinden wiederum fördern wir die Errichtung so genannter „Leuchttürme“: Sie sollen zentrale Versorgungsknotenpunkte sein, um im Katastrophenfall für die Bevölkerung Kontakt zu Ärzten, Zugang zu Medikamenten, Versorgung mit Lebensmitteln oder anderen überlebenswichtigen Gütern zu gewährleisten. Mehr als 100 Kärntner Gemeinden haben diese Förderung von maximal 30.000 Euro pro Standort, beziehungsweise Notstromaggregat, bereits in Anspruch genommen. Weil das Thema uns so wichtig ist, haben wir die Möglichkeit der Förderung bis Mitte 2023 verlängert.

Für Gemeinden

Darüber hinaus wurden speziell für Gemeinden Handlungsempfehlungen und Prozessbeschreibungen entwickelt, die im Ernstfall und insbesondere bis die behördlichen Krisenstäbe hochgefahren sind, die Krisenmanager an vorderster Stelle unterstützen sollen. Gemeinsam mit Südtirol hat das Land Kärnten auch ein über mehrere Jahre andauerndes Forschungsprojekt zum Thema Risikokommunikationsstrategie (RiKost) abgewickelt, durch das ebenfalls viele weitere Erkenntnisse in diesem Zusammenhang gewonnen wurden.

Energiemangellage

Spätestens seit dem Ukraine-Krieg ist die Energieversorgung ein großes Thema, das uns alle beschäftigt und das den Menschen durchaus Sorgen bereitet, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Auch wir selbst wissen nicht genau, wie es mit der Energieversorgung – vor allem von russischer Seite – weitergehen wird, aber natürlich bereiten wir uns auf alle Szenarien vor. Aktuell im November wird in Kärnten das Szenario einer Energiemangellage, also dass wir weniger Energie zur Verfügung haben, als wir benötigen, beübt. Dadurch werden wir wissen, auf welche Art eine möglicherweise notwendige Energiesteuerung im Fall des Falles am Besten funktionieren kann. Ich sag es ganz ehrlich: Auch wir wissen nicht alles, auch wir müssen viel ausprobieren. Weil es sich um Szenarien handelt, die es so noch nicht gegeben hat. Aber, und das im Gegensatz zu allen anderen, wir in Kärnten machen uns Gedanken, bereiten uns vor und üben – auf allen Ebenen. Damit wir möglicherweise eintretende Katastrophenszenarien so gut es nur geht bewältigen – gemeinsam!
Peter Kaiser, 29.10.2022
Landeshauptmann