„Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen!“
Dieses Zitat das ua Winston Churchill und Mark Twain zugeschrieben wird, kommt mir in den Sinn, wenn ich, wie gerade aktuell wieder, (Medien)Berichte über die Bevölkerungsentwicklung in Kärnten lese.
Um Eines, vorab gleich unmissverständlich klarzustellen: Ich schätze Statistiken und statistisch Daten sehr. Sie bieten insbesondere der Politik eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Dazu gehören selbstverständlich auch kritische und negative Daten. Wenn dann aber Prophezeihungen über Bevölkerungsentwicklungen, die bis ins Jahr 2100 (!) reichen, von manchen als Grundlage dafür genommen werden, um eine Art negative und zutiefst deprimierende Endzeitstimmung zu erzeugen, dann plädiere ich für Dreierlei:
Erstens, die Kirche sprichwörtlich im Dorf zu lassen: Gerade heute, in Zeiten der Digitalisierung aber auch des Klimawandels stehen 80-100jährige Prognosen auf tönernen Beinen.
Zweitens, ein nicht gänzlich negatives sondern zumindest ein ausgewogenes Stimmungsbild zu erzeugen. Nur darüber zu lamentieren, wie düster die Zukunft aussieht, dass quasi „Hopfen und Malz“ eh verloren sind, hilft nicht nur niemandem, es entspricht einfach nicht den Tatsachen!
Und Drittens: Bis zu einem gewissen Grad habe ich ja Verständnis dafür, dass manche Verantwortungsträger und Meinungsbildner glauben, es reicht für Kärnten, wenn sie einfach mit dem Finger auf die Landesregierung zeigen und sagen: Macht was! Das ist einfach, das ist bequem – allerdings ist das alleine doch etwas dürftig. Ich appelliere, nein ich fordere hier schon auch von diesen Verantwortungsträgern und Meinungsbildern ein, selbst auch Verantwortung zu übernehmen. Anstatt nur zu fordern, was das Land alles tun muss, wäre es gerade auch von jenen, die sich selbst – manche zurecht – als wichtig erachten, angebracht, klar zu sagen, was sie in ihrem Bereich alles tun werden, um beispielsweise die Bevölkerungsprognosen nicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung werden zu lassen. Sagt nicht nur, was das Land zu tun hat, sagt was ihr für das Land tun werdet!
Ja, die Bevölkerungsentwicklung ist eine der Herausforderungen für Kärnten! Ich bin mir dessen nicht nur bewusst, ich nehme für mich auch in Anspruch, meine politischen Entscheidungen immer auch darauf abzustimmen, Kärnten als Lebens- und Unternehmensstandort noch attraktiver zu machen.
Die Gründe für den prognostizierten Bevölkerungsrückgang sind vielfältig und liegen ua in der geografischen Lage und auch in der jahrelangen Abschottungspolitik Kärntens. Zu glauben, es gibt EINE Maßnahme, EINEN Knopf, den wir drücken müssten und zack, morgen ist alles anders, mag eine schöne romantische Fantasie sein, aber eben nicht mehr.
Wir haben seit 2013 in der Kärntner Landesregierung bereits Maßnahmen eingeleitet, um dieser Entwicklung gegenzusteuern. Es wurden und werden zahlreiche Maßnahmen dafür gesetzt, Kärntnerinnen und Kärntnern, vor allem der Jugend, Perspektiven zu eröffnen, um sich in Kärnten zu verwirklichen und hier sozusagen ihre Träume zu leben, und Fachkräfte aus anderen Bundesländern und ja, natürlich auch aus dem Ausland für Kärnten als Lebensmittelpunkt zu begeistern. Neben Maßnahmen Richtung kinder- und familienfreundlichste Region (Kinderstipendium, Schulstandortekonzept mit der Sicherstellung von zumindest einem Schulstandort in jeder Gemeinde), neuen Kooperationen im Bereich der Bildung und Ausbildung (neues Sportstudium an der Alpen Adria Universität, Realisierung einer zweiten Universität – der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik, Kooperationen zwischen Schulen, Industrie und Wirtschaft bzw Schwerpunkte wie die Industrie-HAK Althofen, Chemie-HTL Klagenfurt-Mössingerstraße sowie die Kooperation der HTL Klagenfurt-Lastenstraße mit der HAK Spittal …), Investitionen in eine hochqualitative Gesundheits- und Pflegeversorgung, den nachgewiesenermaßen günstigsten Mieten in ganz Österreich und unseren Bemühungen, die Wohnkosten noch weiter zu senken, Maßnahmen zur Unterstützung von Wirtschaft und Industrie (Einrichtung einer Wirtschaftsombudsstelle, Ansiedelung Fraunhofer, Joanneum Research, Beteiligung Silicon Austria…), einem neuen Raumordnungsgesetz, Ausbau von schnellem Internet, Schutz unserer Umwelt (Glyphosatverbot, Wassercharta…) uam ist an dieser Stelle auch das gemeinsam als Koalition für Kärnten voranzutreibende Standortmarketing zu nennen. Und als „Koalition für Kärnten“ verstehe ich nicht nur die beiden Regierungspartner SPÖ und ÖVP. Nein, ich meine damit eine „Kärnten-Koalition“ zu der auch Unternehmer, Industrie, Wirtschaft, Landwirtschaft, ja, jede einzelne Kärntnerin, jeder einzelne Kärntner gehört – Kärnten, das sind wir alle!
Dass und was alles in und für Kärnten möglich ist, haben wir in der jüngeren Vergangenheit gesehen: Es kommt nicht von ungefähr, dass der Weltkonzern Infineon seine Rekordinvestition von 1,6 Milliarden in den Werksausbau Villach und nicht irgendwo in Asien, wo billige Arbeitskräfte und niedrige Unternehmensbesteuerungen warten würden, investiert. Eigene FH-Lehrgänge werden in Anlehnung der Herausforderungen dieses Forschungs- und Entwicklungsstandortes angeboten. Es ist uns gelungen, die Umkehr in eine positive Zukunft zu schaffen. Seit April 2016 verzeichnet Kärnten positive Arbeitsmarktdaten mit sinkenden Arbeitslosenzahlen bei gleichzeitiger Rekordbeschäftigung. Sämtliche Wirtschaftsdaten zeigen steil nach oben. Und auch wenn sich die Wirtschaftslage insgesamt, europa- und weltweit eintrübt, besteht kein Grund, den Kopf hängen zu lassen.
Ja, Kärnten hat nach wie vor mit den Folgen der zwei Jahrzehnte langen Brot-und-Spiele-Politik und der demografischen Entwicklung zu kämpfen. Aber wir haben diesen Kampf nicht nur angenommen, sondern auch Erfolge zu verzeichnen.
Wir sind ganz vorne bei Innovation, Forschung und Entwicklung, der Work-Life-Balance, haben die meisten Maturanten in Österreich und den höchsten Anteil an Akademikerinnen.
Junge Kärntner wie der Mölltaler Schuhdesigner Bernd T. haben ebenso Weltkarrieren hingelegt wie viele Kärntner Sportlerinnen und Sportler. Kärntner Firmen und Start Ups sind Weltmarktführer. Kunstprojekte wie For Forest sorgen ebenso weltweit für positive Schlagzeilen wie Kunst- du Kulturschaffende wie zuletzt Literaturnobelpreisträger Peter Handke. Diese Liste lässt sich nahezu endlos fortsetzen – jede und jeder kennt solche Beispiele für Kärntner Erfolge, die weltweit Schlagzeilen schreiben. Was das mit der Bevölkerungsentwicklung zu tun hat? Es zeigt, dass und was in Kärnten alles möglich ist! Dass Kärnten ein Land zum Leben, ein Land zum Ver-Lieben und ein Land ist, in dem jede und jeder seine Träume verwirklichen kann! Genau das gilt es zu transportieren! Mit Stolz und mit Selbstbewusstsein. Wir brauchen unser Licht in keinster Weise unter den Scheffel zu stellen. Leider passiert genau das, wenn ständig versucht wird zu transportieren, was alles schlecht sein könnte. Wie soll ein Standortmarketing erfolgreich sein, wenn von verschiedenen Seiten nur darüber gejammert wird, welche Probleme es gibt, was alles noch nicht erledigt ist? Kärnten hat Gründe genug – ich habe hier nur einige angeführt – die Brust rauszustrecken und selbstbewusst aufzutreten. Nicht überheblich, nein, selbstbewusst aber demütig. Kärnten hat sich weiterentwickelt.
Schon jetzt ist die Lebensqualität in Kärnten ein Trumpfass, das in Zukunft noch mehr zur Geltung kommen wird. Beispielsweise in Verbindung mit der Koralmbahn, die 2025/26 ihren Betrieb aufnehmen wird, wird man in 2 ½ Stunden von Wien und in nur 45 Minuten von Graz in Klagenfurt, direkt am Wörthersee sein können – Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Das wird gerade angesichts der vielen Möglichkeiten, die die Digitalisierung mit sich bringt aber auch angesichts der Klimakatastrophen, die viele Menschen weltweit dazu zwingen wird, sich eine neue Heimat zu suchen, für Kärnten sprechen.
Ja, ich sage es in aller Deutlichkeit: Menschen aus anderen Ländern werden nach Kärnten kommen, und das ist gut so! Kärnten braucht qualifizierte Zuwanderung, um Wohlstand auch für unsere Kinder zu gewährleisten! Wir brauchen Menschen aus anderen Ländern, die ihren Lebensmittelpunkt nach Kärnten verlegen. Wir brauchen sie, damit auch in Zukunft Unternehmen in Kärnten investieren, sich hier ansiedeln, Arbeitsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen und mit den Beiträgen ihrer Arbeitskräfte Straßen und Schulen gebaut, Krankenhäuser und Pflegeangebote und viele andere Dinge finanziert werden können.
Wenn ich höre, wie politische Mitbewerber agitieren „Wir brauchen keine Zuwanderung! Kärnten und Österreich brauchen Null-Zuwanderung!“ dann kann ich nur sagen: Soviel politische Unverantwortlichkeit und Dummheit ist ein Angriff auf das eigene Land! Das dient ausschließlich deren eigener politischer Profitmaximierung.
Was wir brauchen ist vielmehr eine entsprechende Willkommenskultur!
Wir müssen Werbung für unser Land machen und dürfen potentielle Arbeitskräfte, die wir brauchen, nicht durch dumpfen Hass auf alles Fremde und durch Schüren von Vorurteilen und kleingeistigen Generalverdächtigungen abschrecken.
Und natürlich brauchen wir für Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen entsprechende Integrationsmaßnahmen, die ihnen deutlich machen, welche Rechte und welche Pflichten sie in und für unsere solidarische Gemeinschaft zu übernehmen haben. Wer das nicht akzeptiert, für den wird auch kein Platz bei uns sein.
Abschließend halte ich nochmals fest:
Ja, wir haben in Kärnten noch sehr viel zu tun, vieles gemeinsam zu bewältigen. Ich verschließe die Augen auch nicht vor der Arbeit und den Herausforderungen, die wir gemeinsam zu meistern haben. Ich bin überzeugt, gemeinsam packen wir alles! Kärnten ist jetzt schon in vielen Bereichen einfach großartig! Und genau diese „Großartigkeit“, die unser Bundesland und unsere Bevölkerung mitten im Herzen Europas zu bieten hat, gilt es international genauso sichtbar zu machen und ins Bewusstsein der Menschen zu rufen wie in Kärnten, wie in Österreich selbst!